Spukhafte Fernsteuerung

Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, dass ich die Möglichkeit zulege mittels Fernwartung (im Fachjargon als OOB, Out of Band Management bekannt) auf meinen kleinen Mini PC, der als kleiner Heimserver dahinwerkelt, zuzugreifen. Das war bis zum Sommer tatsächlich ein Problem, da der kleine Rechner im Schlafzimmer steht und ich dort keine Lüftergeräusche haben wollte. Daher habe ich schlicht den Lüfter abgesteckt und auf die passive Kühlung gebaut – rückblickend betrachtet nicht unbedingt empfehlenswert, denn das Trumm wurde sehr heiß. Bei einem Neustart (zum Beispiel bei Stromausfall) muss man beim Hochfahren jedoch einmal mit der Entertaste bestätigen, dass eben ein Lüfter fehlt. Das war besonders blöd, wenn ich nicht in der Wohnung bin und dann der Rechner zwar laufen könnte, es aber nicht tut. Seit der kleine Server jedoch ins Abstellkammerl gewandert ist, läuft auch wieder der Lüfter wie vorgesehen. Daher ist der Zugriff nicht mehr gar so kritisch wie zuvor.

Dennoch wollte ich das kleine Projekt durchziehen, denn Fernzugriff kann trotzdem sehr hilfreich sein und nur weil der Hauptzweck der Fernwartung wegfällt, heißt das nicht, dass man nicht herumbasteln kann und soll! Außerdem habe ich noch ein paar Raspberry Pi Zero 2 W herumliegen, die sich für diese Aufgabe sehr gut eignen.

Wie baut man sich seinen eigenen Fernwartungszugriff?

Ich halte mich an diese gute Anleitung, wo die benötigten Komponenten und Arbeitsschritte beschrieben werden. Das ganze geht erstaunlich einfach, man stöpselt einfach alle Komponenten zusammen und bespielt mit der offiziellen Anleitung für PiKVM v2 eine Mikro-SD-Karte, dann sollte man noch das Wlan einrichten. Das Ganze sieht bei meinem Testsetup mit dem Radxa X2L (welcher eine halbe Kühllösung und eine halbe Gehäuselösung hat und für das Streaming und nicht als Server verwendet wird) so aus:

Mit nmap das Netzwerk scannen

Da im Unterschied zu den feilgebotenen Varianten mit kleinem LCD/OLED-Bildschirm, wo die zugewiesene IP-Adresse einfach angezeigt wird, man hier im Dunkeln bleibt, welche IP-Adresse jetzt der kleine Raspberry Pi Zero hat, muss man sich mit Netzwerkscan-Programmen behelfen. Hier verwende ich nmap konkret mit nmap -sn 192.168.0.* um alle Netzwerkgeräte anzuzeigen, die im “0er” Netz sind. Das ist das Ergebnis:

PiKVM wird sogar mit dem hostname pikvm angezeigt. Sehr gut, also rufen wir im Browser https://192.168.0.196/login auf.

Login und Übersicht der Funktionen

Unsicheres Zertifikat ignorieren, das ist hier nicht relevant:

Standardpasswort bei Login mit admin admin (Passwort ändern nicht vergessen!). So sieht die Übersicht der Weboberfläche aus:

Klick auf “KVM”…

… zeigt nichts an. Denn erst der Wechsel von “H.264/WebRTC” auf…

… “MJPEG/HTTP” lässt den Bildschirm anzeigen:

Leider funktioniert der “K” und “M” Teil von “KVM” noch nicht. Was auch an den Orange eingefärbten Symbolen ersichtlich ist:

Dieses Problem hat sich letztlich leicht beheben lassen durch ein anderes USB-Kabel und einem Neustart.

Out-of-Band Management für den Heimgebrauch

Das sog. Out-of-Band Management hat sich von einem reinen Enterprise-Feature zu einer praktikabler Lösung für Privatnutzer bei ihren Heimservern entwickelt. Mit Kosten von unter 60 Euro ist das System leistbar und flexibel einsetzbar. Kann ich allen empfehlen, die einen Heimserver betreiben, insbesondere wenn man nicht immer vor Ort sein kann. Außerdem macht es Spaß einen Server, der eigentlich headless, also ohne Bildschirm und Eingabegeräte, betrieben wird, so doch einen Kopf zu spenden und die ganze Installation über den Browser vom Laptop zu erledigen.