Was sich heuer getan hat

Politisch geht es ja in diesen 20er Jahren drunter und drüber. Zuerst flattert eine Pandemie ins Haus, dann gibt es überall Lieferprobleme und die Russen starten ihre große Invasion in der Ukraine. Dadurch wird alles teurer, vor allem das dem Österreicher lieb gewordene russische Erdgas. Das war übrigens ein Grund weshalb ich 2022 mit dem ganzen Selfhosting-Hobby begonnen habe. Ich wollte nämlich die Temperaturen in der Wohnung genau messen und elektronische Geräte vom Strom nehmen, wenn sie nicht gebraucht werden. Das eine hat zum anderen geführt und inzwischen arbeite ich als studierter (Osteuropa-)Historiker in der IT.

Dieses Jahr habe ich dann auch endlich die Motivation gefunden meine Website neu zu gestalten und diesen kleinen Blog zu beginnen. Am Ende des Jahres finden sich nun insgesamt 65 Beiträge hier. Anders als ursprünglich gedacht mit überwiegenden Fokus auf Computer – ich bin auch dem Phänomen zum Opfer gefallen, dass ich jedes elektronische Gerät, das ich in die Hände bekomme, am liebsten gleich in einen Server umfunktioniere. Eigentlich wollte ich auch zu den ganzen anderen Themen, die ich bei meinen Interessen beschrieben habe, etwas schreiben. Diese turbulente Zeit, in der wir uns befinden, sollte nicht nur biedermeierlich aus rein privater Hobby-Perspektive beschrieben werden. Trump zurück, Assad weg, FPÖ an der Spitze, die halbe Welt scheint sich in den letzten Monaten und Jahren schneller zu verändern als zu früheren Zeiten.

Unvorhersehbarkeit

Dazu fällt mir dieses Zitat, dass es Jahrzehnte gäbe wo nichts passiere und Wochen wo Jahrzehnte passieren. Das wird im Internet gerne Lenin zugeschrieben, stimmt aber wohl nicht, zumindest gibt es keinerlei Belege dafür. Dennoch treffend für viele Entwicklungen im Jahr 2024. Wer hätte gedacht, dass das seit den frühen 1970er Jahren herrschende Regime in Syrien gestürzt werden würde? Kaum jemand, oder vielleicht doch? Und würde es Vorteile bringen, fände man diese Person? Dann könnte man ja hoffen auch für andere Ereignisse “einen Blick in die Zukunft” zu bekommen. Aber so funktioniert das nicht, denn man bekommt auch erst im Nachhinein Kunde vom Zukünftigen, was zu dem Zeitpunkt schon wieder vergangen ist. Es ist also aussichtslos die Zukunft vorhersagen zu wollen. Auch wenn ich schon sehr oft Opfer gut klingender Fehlschlüsse und damit vorhersagen geworden bin. Bei den Sprachmodellen würde man wohl von halluzinieren sprechen. Halluzinieren wir also nur alles Zukünftige?

Zurück zum Konkreten: Unsere derzeitige Welt kommt uns wohl auch deshalb so chaotisch vor, weil Dauerbrenner der letzten Jahrzehnte nicht mehr gelten: Globalisierung wird immer mehr, Frieden in Europa[¹], Wandel durch Handel[²], Computer werden alle zwei Jahre doppelt so schnell[³] oder auch der politische Grundkonsens in Österreich seit 1945[⁴].

Vielleicht ist die Welt gar nicht so anders, sondern es weicht nur unsere gewohnte Vergangenheit von der tatsächlich eingetretenen (unmittelbaren) Vergangenheit ab?

Was tun?

Letztlich irrelevant, ob wir uns in vorhersehbaren Bahnen bewegen oder nicht, denn es zählt nur Eines: Wie entscheidet man sich? Das meine ich von ganz banaler, alltäglicher Ebene bis hin zu den luftigsten Überlegungen. Und auch wenn die Zukunft ein obskurer und undurchblickbarer Schleier bleibt – bis sie in Windeseile zur Vergangenheit wird – so möchte ich zumindest für das Jahr 2025 weiterhin im Internet Beiträge zu den verschiedensten Themen veröffentlichen und auch vielleicht etwas mehr zur nicht-technischen Themen. Wir werden sehen.

Ich wünsche Allen ein gutes Jahr 2025 und ein gutes neues Vierteljahrhundert, mögen wir uns nicht die Schädel einschlagen und unsere Welt nicht zu sehr kaputt machen.

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[¹]: Das hat zwar eigentlich so auch nie gestimmt, mit den Jugoslawienkriegen in den 1990ern, dem russischen Einmarsch in Georgien 2008 und dem russischen Einmarsch in der Ukraine 2014, verringert sich die Zeit ohne militärische Konflikte auf die frühen Zweitausender Jahre. Eine Zeit wo der war on terror gerade seinen größten Bauchfleck hinlegte. Aber gerade in Deutschland und Österreich war man dennoch der Meinung, dass Krieg in Europa eine Sache der Vergangenheit sei.

[²]: Auch wieder eher eine deutsch-österreichische Spezialität, die in Ostmitteleuropa eher zu gerümpften Nasen führt. Aber es hat lange gut funktioniert Geschäfte(macherei) mit Autokratien politisch-moralisch zu rechtfertigen. Aber hat es je funktioniert?

[³]: Gut, eigentlich war die Party schon früher vorbei. Zuerst wuchsen die GHz-Werte nicht mehr wie gewünscht an (2003 fand man noch in der Entwicklungsroadmap, dass bis 2018 Prozessoren sage und schreibe 53 GHz haben würden, laut dem von mir sehr geschätzten Kanal Asianometry), dann bremste sich das ganze Computerindustrie-Halbleiterwerkl in den frühen 2010er Jahren ziemlich und kam erst dann wieder langsam in die Gänge. Aber welche Gänge sind das? Inzwischen ist nur noch TSMC in der Lage die feinsten Mikrochipstrukturen herzustellen. Was passiert mit einer Halbleiterindustrie ohne Konkurrenz?

[⁴]: Sozialpartnerschaft, Politische Zusammenarbeit von Sozialdemokratie und Konservativen, es wird zwar gesudert, aber eigentlich verstehen sich die Leute gut und es geht den Leuten auch nicht schlecht. Das lässt sich zwar auch schön zerlegen mit verschiedenen Beispielen, seien es die Privatisierungen oder die erste Schwarz-Blaue Regierung zur Jahrtausendwende, aber dennoch gab es vor 2024 kein Nationalratsergebnis wo nicht entweder Rot oder Schwarz vorne waren. Wer weiß was 2025 bringt?